Turnverein Gut Heil Guxhagen 1888 (Teil2)

1932
In diesem Jahr richten die drei Guxhagener Vereine:
-          Arbeiter Sport- und Gesangverein
-          Sportclub Guxhagen
-          Turngemeinde 1888 Guxhagen

Ein  gemeinsames Schreiben an die „Korrektionsanstalt Breitenau“. Sie bitten, den von der „Anstalt“ durch die Gemeinde gepachteten alten Sportplatz „Auf dem Sande“ durch einen besser gelegenen zu tauschen. Das Schreiben kam auf Druck des Westdeutschen Spielverbandes e. V., Bezirk Hessen-Hannover,  zustande, der auf eine Verbesserung der Platzverhältnisse pochte, wenn weiterhin Spiele der obersten Spielklasse in Guxhagen ausgetragen werden sollten. Der Anstaltsdirektor Schrötter lehnte den Antrag ab, war jedoch bereit, für die Vergrößerung des alten Platzes weiteres Gelände zur Verfügung zu stellen.

1933

1933 ist für alle Sportvereine in Deutschland ein Jahr der Anpassung an die politischen Verhältnisse, denn am 30.01.1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Regierungsmacht.

Die Deutsche Turnerschaft passt sich als Verband schon sehr früh den veränderten politischen Verhältnissen an.

Für die Turngemeinde 1888 bedeutet dies, dass in der Monatsversammlung am 24. Juni der gesamte Vorstand zurücktritt und ein neuer Vorstand gewählt wird. Im Zuge der „Gleichschaltung“ soll nach dem „Führerprinzip“ künftig nur noch der erste Vorsitzende, der sich ab Oktober 1933 Vereinsführer nennt, gewählt werden, der seinerseits dann seine Mitarbeiter bestimmt. Dieses Prinzip wird dann bereits auf der Generalversammlung am 27.10.1933 angewendet.

In dieses Jahr fällt auch das 45jährige Bestehen der Turngemeinde1888, das mit einem Gartenfest am 18.06. begangen wird. Die Festansprache hielt Tb. Karl. Es beteiligte sich der Gesangverein Guxhagen. Abends findet eine Tanzveranstaltung statt. Die Kapelle kostet 50,-- RM.

Die Turngemeinde suchte einen Zusammenschluss mit dem Sportclub Guxhagen; dieser lehnt jedoch nach mehreren Verhandlungen ab, da er seine Selbstständigkeit bewahren will.

1934

Die von den Nationalsozialisten entwickelten Aktivitäten in SA, SS, HJ und BDM wirken sich nachteilig auf das sportliche Geschehen aus. Viele Turnbrüder können an den Turnabenden und an den Monatsversammlungen nicht teilnehmen, weil sie in den vorgenannten Organisationen tätig sein müssen.

Am 18.02. wurde ein Werbeabend durchgeführt. Dafür wirbt die Knabenabteilung am Tag vorher durch einen Umzug im Dorf.

Das Protokoll sagt aus: „Der Vereinsführer Bonn freut sich über das gute Einvernehmen zwischen Kriegerverein, Turngemeinde 1888 und Leitung der NSDAP“.

Einige Turnerinnen haben die Leistungen für das Sportabzeichen erreicht.

1935

Es wird der Versuch gemacht, in der Jugendabteilung einen Spielmannszug zu gründen. Die Leitung liegt in den Händen von Fritz Rudewig. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 17.02.1935 wird die Einheitssatzung des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen und der Deutschen Turnerschaft mit der Anzahl der anwesenden 37 Mitglieder einstimmig angenommen. Die Satzung besagt, dass die Mitglieder im nationalsozialischen Geist erzogen werden müssen, und dass nur Deutsche Mitglieder sein können, deren Eltern und Großeltern Arier sind. Der von den Mitgliedern gewählte Vereinsführer kann vom Reichssportführer jederzeit abberufen werden.

Nach der neuen Satzung konnten keine Juden mehr Vereinsmitglieder sein. Dass Juden Vereinsmitglieder waren, steht fest. Die genaue Anzahl ist nicht mehr zu ermitteln. Es ist jedoch anzunehmen, dass, wie im Bevölkerungsproporz, etwa 10 % Juden Mitglieder in unserem Verein waren. Die Aktivitäten der Turner spiegeln sich in der Niederschrift der Monatsversammlung vom 25. Mai wider:
Turnbetrieb der Männer:        gut
Turnbetrieb der Mädchen:     nachgelassen
Turnbetrieb der Knaben:        erheblich nachgelassen

Am Jugendfest auf dem Heiligenberg am 01.09. nehmen 31 Jungen und Mädchen teil, die mit dem Darlehenskassenauto dorthin fahren.

Die Monatsversammlung im September wird letztmalig mit dem traditionellen Turnerspruch: „Gut Heil“ geschlossen. Ab November wurde diese Formel abgelöst durch ein dreifaches „Sieg Heil“.

1936

Wie aus den Protokollen hervorgeht, wird in diesem Jahr nur noch geturnt. Der Turnbetrieb in der Jugendabteilung unter der Leitung von Fritz Gerlach ist sehr rege. Der weitere Turnbetrieb lässt jedoch zu wünschen übrig. Durch die Eingliederung der Deutschen Turnerschaft in den Bund für Leibesübungen muss jedes Mitglied eine Mitgliedskarte erwerben, offenbar, um die Mitglieder stärker zu kontrollieren. Auf Anordnung des Reichsjugendleiters und des Reichsjugendsportleiters dürfen Jugendliche erst ab dem 14ten Lebensjahr als Vereinsmitglieder geführt werden. (Protokoll vom 31.10.1936) In der Monatsversammlung im Juli notiert Schriftführer Kraft zu Protokollpunkt 3: „Der erste Vorsitzende berichtet, dass auf dem Gauturntag in Besse unser Verein mit 10 Mann vertreten war. Über den Gauturntag selbst berichtet er, dass es der letzte Gauturntag gewesen sei und die Deutsche Turnerschaft von nun an in den Bund für Leibesübungen eingegliedert sei.“

1937

Am 17. Juli unternimmt die Turngemeinde einen großen Ausflug nach Nordshausen und zum Kyffhäuser. Am 15. August beteiligt sich die Turngemeinde am Kreissportfest in Fritzlar. Am 17. Oktober findet eine außerordentliche Versammlung statt. Am 07. November findet ein Treffen des Ortsgruppenleiters, Tbr. Staffel, mit den Vereinsvertretern der Turngemeinde 1888 und dem Sport Club statt, auf dem der Zusammenschluss der beiden Vereine vereinbart wird.

Das Ergebnis wird auf der außerordentlichen Versammlung am 05.02.1938 bekannt gegeben.