Entwicklung der Abteilung Schützen

(Text aus der Festzeitschrift 100 Jahre TuSpo 1888 Guxhagen e.V.)


Über die Gründung der im Guxhagener Vereinsleben noch relativ jungen Schießabteilung sind leider keinerlei Aufzeichnungen vorhanden, sodaß ein Rückblick auf die Gestehungsgeschichte und die Entwicklung in den ersten beiden Jahrzehnten nur anhand der Aussagen von noch lebenden Gründungsmitgliedern möglich ist.

In den Jahren 1951 bis 1952 hatten auf Initiative von Oskar Heigwer die schießsportinteressierten Mitglieder der Turnabteilung Oskar Heigwer, Dr. Emil Hunold, Willi Fehr, Georg Wolfram und Rudolf Borrmann diesen Sportzweig aus der Taufe gehoben.

Man traf sich einmal in der Woche im Saal der Gastwirtschaft „Zur Linde“ und schoß anfänglich mit einer besseren „Schrotflinte“ auf einen mit einem Nagel an der Saalwand befestigten Kugelfang mit Zielscheibe. Der Standort des Schützen wurde durch einen Kreidestrich auf dem Fußboden markiert. Dicht neben dem Kugelfang hielt sich einer der Schützen auf, um das Ergebnis der abgegebenen Schüsse anzusagen „rechts-tief-acht“ usw. Von dem heute so wichtigen Gebot der Sicherheit für Schützen und Gäste wurde einfach nicht gesprochen!

In der Folgezeit wurde durch Sammlungen ein vereinseigenes Matchgewehr angeschafft, durch das dann bessere Schießergebnisse erzielt werden konnten. Damit, und durch intensiveres Training stieg die Freude am Schießsport, sodaß schon bald ein jeder Schütze sein eigenes Gewehr hatte. Es entwickelten sich nach und nach freundschaftliche Wettkämpfe mit den Nachbarvereinen Albshausen, Altenbrunslar, Gensungen, Melsungen, Kassel-B. und Kassel 1887, sowie Kreismeisterschaftswettkämpfe, die jeweils mit einem Preisschießen verbunden waren. Bei diesen Wettkämpfen waren die bisherigen, sogenannten „Starenkästen“ ihrer Aufgabe naturgemäß nicht mehr gewachsen und mussten durch handgetriebene Seilzuganlagen ersetzt werden.

Der Schießsport fand eine immer größere Resonanz und so traten im Jahre 1956 auch die ersten Jungschützen wie Bernd und Klaus Günther, Jürgen Wolfram, Walter Most und andere der Schützenabteilung, die inzwischen eine offizielle Sparte der Turnabteilung geworden war, bei. Im Jahre 1956 reichte den passionierten Schützen das Luftgewehrschießen allein nicht mehr aus. Ein KK-Stand im eigenen Ort musste her, denn das vorübergehende Übungsschießen auf einem Stand in Heßlar wurde zu beschwerlich und zeitaufwendig. Als günstiger Standort bot sich das Gelände „Unter den Eichen“ an, das im Eigentum der 74er Interessenten-Gemeinschaft steht. Der diesbezügliche Pachtvertrag bereitete keine Schwierigkeiten und die zur Errichtung des Standes benötigten Gelder wurden über ein Darlehen, für das sich mehrere Sportschützen verbürgten, beschafft. Somit war der Weg für den Bau einer Kleinkaliber-Schießanlage geebnet und die Arbeiten konnten nach der Bauzeichnung von Chr. Heimrich beginnen. Hans Vogelsberg, Ludwig Kraft, Heinrich Dieling, Georg Wolfram und Konrad Langer realisierten als „Fachleute vom Bau“ mit vielen Helfern das Bauvorhaben.

Die handbetriebenen 50 m-Zuganlagen waren ein erster bescheidener Schritt, das Schießen mit scharfen Waffen in Guxhagen zu ermöglichen. 1960 wurden erstmals neben vielen Mannschaftsvergleichsschießen die Rundenwettkämpfe aufgenommen mit dem Ergebnis, dass die Guxhagener Schützen sehr bald in die Gauklasse aufsteigen konnten.

Nach etwa 15 Jahren hatte der Zahn der Zeit jedoch so heftig an den Schießschächten und dem Schützenhaus genagt, dass die gesamte KK-Anlage den vorgegebenen Anforderungen nicht mehr entsprach. Eine 2. Bauphase sollte eine Wende bringen, doch die Finanzierung ließ das Vorhaben im Keime ersticken. Das Haus war baufällig und so wurden 1976 „Unter den Eichen“ der Abbruch verfügt.

Zwangsläufig wurde das Schießen mit Luftdruckwaffen erneut zum Schwerpunkt der sportlichen Aktivitäten. Da jedoch ab 1972 auf dem Stand der Gaststätte Fehr, bedingt durch vielerlei Umstände, ein geordneter Schießbetrieb nicht mehr möglich war, kam das aktive Vereinsleben nahezu zum Erliegen und die Abteilung drohte auseinander zu brechen. Nun war es Richard Riedemann, der uns nach langem Suchen seinen Saal im Jahre 1974 für Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung stellte. Rundenwettkämpfe, Vergleichsschießen und auch das gesellige Abteilungsleben machten einem kleinen Team der verbliebenen „Aktiven“ neuen Mut. Doch nicht lange, denn der Saal Riedemann war duch eine Vielzahl anderer Veranstaltungen immer wieder so stark belegt, dass auch hier ein vernünftiger Schießbetrieb auf Dauer nicht mehr möglich war.

Motiviert durch die Situation anderer Kreisvereine, die bereits über erstaunliche Vereinshäuser verfügten, wurde im Mai 1976 der Entschluß gefasst, eine eigene Schießsportanlage zu errichten. Geplant wurde eine Kleinkaliberanlage mit 6 Ständen für alle der Großgemeinde Guxhagen zugehöriger Schützenvereine. Die Schützen aus Guxhagen und viele fleissige Helfer aus Grebenau und Ellenberg tauschten für fast 5 Jahre ihre Waffen mit Hammer, Schaufel und Kelle. Diese Zeit war geprägt durch ein unglaubliches Opfer an Freizeit und ein bis dahin selten erlebtes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Durch ca. 10 000 Stunden Eigenleistung, unzählige Spenden, der finanziellen Hilfe von Kreis, Land und Schützenverband, sowie insbesondere der Gemeinde Guxhagen konnte die geplante KK-Schießsportanlage, die um eine 12-Stand-Anlage für Luftdruckwaffen ergänzt wurde, im Oktober 1981 eingeweiht werden. Stellt man die Summe der erhaltenen Gelder für die Errichtung des Bauwerks in Höhe von DM 150.000,-- dem entstandenen Verkehrswert von ca. DM 450.000,-- gegenüber, so ist leicht erkennbar, welch enorme Eigenleistung von allen am Bau beteiligten erbracht worden sind.

Die vorbildliche Sportstätte war nun das sichere Fundament für eine positive Entwicklung der Abteilung. So hat sich die Mitgliederzahl von 35 im Jahre 1975 auf heute 160 erhöht. Das ließ natürlich auch auf noch bessere schießsportliche Leistungen hoffen. Bei den Rundenwettkämpfen, die z. B. im Jahre 1987 von insgesamt 6 Luftgewehren-, 2 Luftpistolen- und 7 Kleinkaliber (Gewehr und Pistole)-Mannschaften bestritten werden, wurden auf Kreisebene absolute Spitzenleistungen erzielt und überwiegend vordere Plätze belegt. Die Leistungsstärke dokumentiert sich besonders bei den Kreismeisterschaften, wobei 1987  9 Einzelkreismeistertitel und 9 Mannschaftsmeistertitel auf unsere Abteilung entfielen. Auch bei den Gau-, Hessen-, und Deutschen Meisterschaften wurden in vergangenen Jahren Meister- und Vizemeister-Titel nach Guxhagen geholt.

In diesem Zusammenhang muß, ohne die Leistungen der übrigen Schützen schmälern zu wollen, der Name Rudolf Topp genannt werden. Er hat in einzigartiger Weise sein Können seit 1952 in den Dienst der Guxhagener Schützenabteilung gestellt. Er war in all den Jahren nahezu konstant in seinen Leistungen und darf noch heute zu den besten Schützen im Lande Hessen gezählt werden.

Außer Rudolf Topp, der das Vorbild der aktiven Schützen war und hoffentlich noch lange bleiben wird, muß der Name Konrad Langer genannt werden. Er war ein Mann der ersten Stunde und stets das Bindeglied zwischen Jung und Alt. Über nahezu 40 Jahre hinweg hat er die verschiedensten Funktionen, wie Zeugwart, Kassierer, Jugendtrainer und „Mädchen für Alles“ mit äußerstem Engagement zum Wohle der Abteilung ausgeübt.

Die Schießsportanlage „Unter den Eichen“ ist inzwischen längst zu einer Stätte der Begegnung, der Freundschaften und der Geselligkeit geworden. Zeugen des geselligen Vereinslebens sind insbesondere die Königsbälle, Adlerschießen, Schießsportwochen und unzählige Übungsabende.

Die Freunde am Schießsport, der Fleiß bei der Umsetzung gesteckter Ziele, sowie die Treue zur Abteilung sind für die Schützenabteilung die besten Garanten für eine glückliche und erfolgreiche Zukunft des Schießsports in unserer Heimatgemeinde.