Verein für Leibesübungen Guxhagen

1937/1938
Der Zusammenschluss der beiden Guxhagener Sportvereine ist Wunsch der NSDAP. So treffen sich der Ortsgruppenleiter, die Vertreter der Turngemeinde und die Vertreter des Sportclubs 1928 am 07.11.1937 und bereiten die Zusammenführung vor. Ihre Vereinbarungen werden in den Versammlungen der Turngemeinde und des Sportclubs verlesen und bilden die Grundlage zur Gründung des Vereins für Leibesübungen. Nun ein Textauszug: „Am 05.02.1938...20 Uhr fanden sich Mitglieder der beiden obengenannten Vereine zwecks Zusammenschluss in der Gastwirtschaft Siemon ein. Die Versammlung wird bis zur Ernennung des Vereinsführers von dem Ortsgruppenleiter geführt.

Der Ortsgruppenleiter eröffnet die Sitzung, begrüßt die Anwesenden und spricht in kurzen Worten über die Vorteile des Zusammenschlusses. Seine Worte sind vom Geiste der Gemeinschaft und des nat. soz. Sportgedankens getragen. Sodann verliest er das Protokoll vom 07.11.1938.“

Die Einheitssatzung des Reichsbundes für Leibeserziehung gibt den Vereinen als Ziele vor:
„Völkische und seelische Erziehung seiner Mitglieder im Geiste des nationalsozialistischen Volksstaates durch planmäßige Pflege der Leibesübungen.“

Während der Vereinsversammlungen, die jeden letzten Samstag eines Monats stattfinden, wird beklagt, dass die Turnabende auf dem Saal Siemon sehr mäßig besucht werden. Man sinnt auf Abhilfe, ohne wesentliche Verbesserung zu erreichen.
Handball spielt man in der Bezirksklasse, Fußball bald auf dem neuen Sportplatz, außerdem wird geschossen und geschwommen.

Zu einem Zwischenfall kam es im März. Im Protokoll ist vermerkt:
„Aus der Kranzschleife des vor kurzem verstorbenen Vereinskameraden Willi U. sind die Symbole, wie Hakenkreuz und das Abzeichen des Deutschen Reichsbundes für Leibeserziehung, herausgetrennt worden.“ Der Vereinsführer hält dies nicht für einen Racheakt, sondern für einen „dummen Jungenstreich“.
Ein Täter wird nicht ermittelt.

Das 50jährige Jubiläum soll am 28.08. mit der Einweihung des neuen Sportplatzes „Unter den Eichen“ gefeiert werden. Doch wegen der ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche muss das Fest um ein Jahr verschoben werden. Ersatzweise trägt man vereinsinterne Leichtathletikmeisterschaften und Staffelläufe aus. Nach gymnastischen Übungen findet der Tag seinen Abschluss in einen Kameradschaftsabend. Zum Herbst ist der neue Sportplatz fertiggestellt, aber noch nicht bespielbar. Durch Ausbesserungen des Sportplatzes „Am Sand“ wird erreicht, dass die Sperre des Gauhandballfachamtes aufgehoben wird und die Spiele der Rückserie ausgetragen werden können.

1939
Der Tätigkeitsbericht der Fachämter zeigt auf, dass das Fachamt Schwimmen nur noch auf dem Papier besteht. Das Geräteturnen liegt leider vollkommen brach. Die Schießabteilung hat sich gut behauptet und belegt den zweiten Platz bei den Kreismeisterschaften. Im Handball ist ein gewisser Rückgang zu verzeichnen. Die Fußballmannschaft ist gut vorwärts gekommen und nimmt an Aufstiegsspielen teil. Weiter ist vermerkt: “Die Fachämter Handball und Fußball haben sich zeitweise als Konkurrenzunternehmen betrachtet, hier ist erzieherische Arbeit zu Disziplin und Mannschaftsgeist unerlässlich.“ Die beiden Fachämter werden in die Hand von Fußballfachwart Riedemann gelegt.

Für den Sportverein bringt das Jahr des Kriegsbeginns nochmals einen Höhepunkt. Der neue Sportplatz wird im Rahmen des ersten Kreisfestes des Kreises Fulda-Eder eingeweiht. Bei herrlichem Wetter wirken neben Sportlern und Wehrmacht auch der Reichsarbeitsdienst mit. Die Aufzeichnungen schildern ein Fest, wie es Guxhagen lange nicht mehr erlebte.

Der VfL Guxhagen beteiligt sich an Kreismeisterschaften, Waldeckschen Leichtathletikmeisterschaften und dem Heiligenbergfest. In der zweiten Jahreshälfte macht sich der Kriegsbeginn im Sportbetrieb und in den monatlichen Versammlungen bemerkbar. Das letzte Protokoll schließt mit den Worten:
„... mit einem dreifachen Sieg-Heil auf unseren Führer und unsere Soldaten an allen Fronten....“

1940 bis 1945
Aus dieser Zeitspanne ist noch ein Foto einer Jugendmannschaft erhalten. Inwieweit in diesen Jahren organisierter Sportbetrieb aufrechterhalten wird, ist nicht bekannt. Gesichert ist nur, dass das Vereinsleben fortbesteht und weiterhin Beiträge kassiert werden.

1945
Durch einen Beschluss der Militärregierung wird zum Kriegsende der VfL Guxhagen aufgelöst.
Der Vereinspreis wird in diesem Jahr an Harald Kraß verliehen. Jedes Mitglied im Alter zwischen 15 und 50 Jahren muss 2,5 Stunden Arbeitseinsatz leisten. Die einzelnen Spartenkassen entfallen zugunsten einer überschaubaren Hauptkasse. Am 11. Juli wird ein Sportfest veranstaltet, und am 8. August findet ein Fußballturnier statt.